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Rotes Warnsignal aus dem Flückigersee

Am Internationalen Tag des Wassers (22. März) kann man sich am Flückiger See über die Auswirkungen der hohen Nährstoffbelastung informieren. Massenvermehrungen der Burgunderblutalge haben ihn rot gefärbt

Am 22. März ist der von den Vereinten Nationen ausgerufene Welt-Wassertag, um auf die Schutzwürdigkeit dieses kostbaren Gutes hinzuweisen. Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel, ohne das ein Leben auf der Erde undenkbar ist. Es bietet Lebensraum für eine Unmenge von Tieren und Pflanzen.

AlgenteppichDass diese Lebensräume auch bei uns gefährdet sind, zeigt sich aktuell am Flückiger See. Seit einigen Tagen sind große Flächen des Flückiger Sees von einem roten Algenteppich überdeckt.

Ursache für diese Rotfärbung ist eine rasante Algenvermehrung der in den letzten Jahren bereits mehrfach im See aufgetauchten Burgunderblutalge (Planktothrix rubescens). Das letzte großflächige Algenauftreten war 1998 als der ganze Flückiger See rot gefärbt war. Dieses massenhafte Algenauftreten ist ein weiterer Hinweis auf die zu hohe Nährstoffbelastung des Flückiger Sees.

Das plötzliche massenhafte Auftreten dieser Alge an der Oberfläche hängt mit ihrer besonderen Fähigkeit zusammen über mehr oder weniger Gasansammlungen in ihrer Zelle ihr spezifisches Gewicht verändern zu können. Die normalerweise in einer Wasserschicht in 7 -12 m (im sog. Metalimnon) lebenden Algen können durch diesen Mechanismus auch in niedrigere Wasserschichten nach oben aufsteigen oder wie jetzt geschehen auch an die Wasseroberfläche treten.

Feinde hat diese zu den Blaualgen gehörende Art nicht. Auf Grund Ihrer besonderen fadenartigen Struktur werden die Algen nicht von Wasserflöhen oder von anderem kleinen Wassertieren (Zooplankton) gefressen. Ein sog. Fraßdruck besteht also nicht.

Die erhöhte Biomassenkonzentration durch die Algen führt nach ihrem Absterben und Absinken auf den Seegrund durch die Abbauprozesse zu einem erheblichen Sauerstoffverbrauch. Dadurch fehlt dem Tiefenwasser lebensnotwendiger Sauerstoff für die Wassertiere und für die Fischbrut. Obwohl diese Algenart auch mit relativ wenig Nährstoffen und Licht auskommt und wohl auch nach einer Seesanierung nicht ganz aus dem See verschwinden wird, bestätigt auch dieses aktuelle Massenauftreten der Blaualge die Notwendigkeit einer nachhaltigen Seesanierung. Dies fordert das Bürgerforum Flückiger See bereits seit mehreren Jahren. Ein entsprechendes See-Sanierungskonzept ist zur Zeit von der Stadt Freiburg in Auftrag gegeben. Die Fertigstellung hat sich durch den Verdacht auf phosphorhaltige Altlasten im Grundwasserzustrom des Flückiger Sees jedoch verzögert.

Stehende Gewässer wie der Flückiger See weisen vom Frühjahr bis Herbst eine ausgeprägte horizontale Wasserschichtung auf. Jede Schicht hat eine unterschiedliche Temperatur und andere Nährstoffzusammensetzungen. Da sich diese „Ordung“ im Flückiger See in diesem Frühjahr noch nicht eingestellt hat, können die Burgunderblutalgen auch so gut aufsteigen.

Normalerweise sind in den tieferen Wasserschichten mehr Nährstoffe als in den oberen Wasserschichten vorhanden. Die Lichteinstrahlung wird jedoch in den oberen Wasserschichten zunehmend besser. Während der längsten Zeit des Jahres im Sommerhalbjahr entscheiden sich die Algen für die höhere Nährstoffkonzentration und bleiben im Bereich von 7 – 12 m Tiefe. Da z. Zt. noch keine ausgeprägte Schichtung besteht und die Nährstoffe überall relativ gleichmäßig vorhanden sind, wandern die chlorophyllhaltigen Algen dorthin wo es am meisten Licht gibt - an die Wasseroberfläche. Planktothrix hat in diesem Frühjahr im Vergleich zu anderen Algen wohl einen Startvorteil gehabt und konnte sich als erste Algenart besonders gut vermehren.

Bei der umfangreichen Analyse des Flückiger Sees durch ein gewässerkundliches Fachbüro vom Frühjahr 2002 bis zum Frühjahr 2003 war die Alge allerdings nicht massenhaft aufgetreten.

Das bisherige Auftreten dieser Blutalgen in Trinkwasserseen und -Talsperren wie z.B. in der Wahnbuchtalsperre, im Züricher See oder in der Weida-Talsperre hatten erhebliche, sehr kostenaufwendige Maßnahmen zur Folge um die Algenkonzentration zu reduzieren.

Bei lang anhaltenden Sturmverhältnissen kann sich diese Schichtung auch im Sommerhalbjahr gegebenenfalls ändern sodass die Algen aufsteigen. Dies ist in den vergangenen Jahren im Flückiger See allerdings nicht erfolgt.

Massenvermehrungen dieser Blaualge sind nur durch dauerhafte Reduzierung der Gesamtphosphorkonzentration auf unter 10-15 Mikrogramm/l zu erreichen. Ein nachhaltiges Seesanierungskonzept muss aufzeigen, ob eine Absenkung auf diesen Wert möglich, ökologisch sinnvoll und auch finanzierbar ist.

Erst wenn der Beschluss für ein nachhaltiges See-Sanierungskonzept umgesetzt wird kann es ein Freudentag für das Bürgerforum Flückiger See geben – sicherlich mit einem guten Fläschchen Roten Burgunder.